Cho Oyu, 8201m (Tibet/Nepal)

Teil 3: Basecamp - Tingri - Kathmandu

Um zehn vor neun geht es los, zurück in die Alltagswelt. Ciao Basecamp! Kurz bevor der Cho Oyu hinter einem Vorhügel verschwindet, mache ich nochmal ausführlich Pause und schaue ihn an. Da oben war ich. Ganz oben. Es ist immer noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen, dass ich mich ab jetzt "Achttausender-Besteiger" nennen darf. Der Killerhang, der Seracriegel, der Steilhang zum zweiten Lager, das Gelbe Band, das endlose Gipfelplateau - gleich ist das alles nur noch Erinnerung. Obwohl ich mich natürlich freue, endlich hier wegzukommen, ist doch auch ein kräftiger Schuss Melancholie dabei. Ich kann mich kaum von diesem Anblick losreißen. Ist das die Angst eines Sträflings vor der Freiheit? Ja, irgendwie hat so eine Expedition auch was von einer Gefangenschaft. Beengter Raum, wenig Komfort, begrenzte Freiheit, Menschen, denen man nicht aus dem Weg gehen kann, Abschottung von der übrigen Welt. Dazu kamen hier noch der Sturm, die Kälte, der Sauerstoffmangel und die latente Lebensgefahr. Müsste ich mich nicht rundherum freuen, aus diesem Gefängnis ausbrechen zu können, noch dazu mit einem Erfolg in der Tasche?